Fragen einer Journalistin

1. Wie bist du zum Fotografieren gekommen?

Meine erste Kamera hab ich im Alter von 10 Jahren von meinem Vater geklaut und war damit fleißig unterwegs. Eine Nikon F90. Nach der Schulzeit wurde dann die Arbeit wichtiger und ich wählte die Gastronomie, da meine Eltern bereits einen Gasthof besaßen. Zwischenzeitlich fotografierte ich immer wieder hier und dort mit meiner digitalen Nikon und erst als ich 2019 die Akademie für angewandte Photographie in Graz besuchte, führte mich mein Weg wieder zurück zum analogen Film.

 

2. Wie lange machst du das schon?

Nassplattenfotografie betreibe ich seit 2020. Bis die Chemie und der Umgang damit funktioniert hat, vergingen 5 Monate.

 

3. Was gefällt dir an dieser Tätigkeit am besten?

Ich muss mit dem Foto arbeiten. Analog zu fotografieren war der erste Schritt in diese Richtung. Ich brauche Haptik, Gefühl und muss händisch in den Prozess eingreifen können. All das kann mir die digitale Fotografie nicht geben. Es gibt nichts schlimmeres für mich, als vor dem Computer zu sitzen und Fotos zu bearbeiten. Deshalb sind meine Fotos auch alle a la nature, unverändert und original. Es gibt genug Werbung und geschönte Wahrnehmung auf dieser Welt. Ich möchte einen Teil Wahrheit dazu beitragen.

 

Bei der Nassplattenfotografie gefällt mir der komplette Entstehungsprozess eines Bildes. Es beginnt mit einer sauberen Glasplatte und verschiedensten Rohchemikalien. Ich kann meine eigenen Fotochemikalien herstellen und so schon früh in das Foto einwirken. Alle Werte wie pH Wert, Temperatur, Dichte der verschiedenen Lösungen müssen auf einander abgestimmt sein und jede Abweichung ist am Ende sichtbar. Zuerst hat man eine penibelst genaue Arbeit zu verrichten worauf ein künstlerischer und freier Schaffensprozess folgt. Diese Mischung aus Kreativität und Genauigkeit liebe ich.

 

4. Worauf bist du spezialisiert?

Mein Spezialgebiet ist die Portraitfotografie und künstlerische Fotografie im Nassplatten-Kollodium-Verfahren.

 

5. Was bedeutet dir der Sieg?

Ein Sieg in dieser Welt bedeutet nur, dass dein Schaffen auch anderen gefällt. Im Prinzip ist er bedeutungslos. Was zählt ist, dass du deine geistige Vision von etwas, befüllt mit deinen Gefühlen in einer Form zum Ausdruck bringst, die dir und nur dir gefällt. Ich sammle auch keine Herzchen

auf Instagram. Natürlich freut es mich, wenn meine Fotos wertgeschätzt werden, aber das ist keineswegs mein Antrieb. Geld und Macht sind schreckliche Antriebe die uns Menschen immer nur weg vom Licht und hin zur Dunkelheit bringen.

 

6. Was ist eine Herausforderung für dich?

Meine größte Herausforderung ist es, alle Ideen die in meinem Kopf schweben in diesem Leben unterzubringen.

 

7. Hast du Ziele, die du anstrebst?

Ich bin kein Freund von Zielen. Ich liebe Wege. Immer wenn ich zurückblicke sehe ich so viel Wunderbares auf dem Weg. Ein Ziel ist ein Abschluss. Ich habe nicht vor jemals abzuschließen. ;-)

 

8. Gibt es ein Erlebnis, welches du bis heute noch nicht vergessen hast? (Im Bezug auf Fotografie)

Es gibt so viele Erlebnisse, die ich mit Fotografie verbinde. Ich musste zum Beispiel einmal 2 Wochen mit einer schwarzen Hand herumlaufen, da mir das Silbernitrat ausgeronnen ist und eben jenes die Haut komplett schwarz färbt. Oder als ich eine meiner Lieblingsbands Skalmöld portraitieren durfte, oder ein Gruppenportrait von 56 Mitglieder der Berufsfotografen auf Glasplatte. Da muss der erste Versuch funktionieren! Nichts, was ich mit meiner Fotografie erleben durfte, möchte ich missen.

 

9. Gibt es etwas, das du nicht fotografierst?

Ich kenne nichts, ob Gut oder Böse, auf diesem Planeten dass es nicht wert wäre fotografiert zu werden. Für mich wecken selbst die kleinsten Dinge Emotionen und diese Emotionen zu transportieren ist ein wichtiger Teil der Fotografie. Jedoch würde ich auf keinen Fall absichtlich herbeigeführte Gewalt gegen Mensch oder Tier ablichten oder Teil von etwas sein, dass ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann.

 

10. Welche Hobbys hast du außerdem?

Ich schreibe gerne, lese gern. Ich liebe Gedichte von Edgar Allan Poe und Geschichten von Arthur Conan Doyle. Vieles aus dieser Zeit fasziniert mich. Pendeluhren, alte Möbel und alte Bücher sind ein Bestandteil meiner Lebensart. Ich mag Chemie und den genauen Umgang damit. Außerdem liebe ich es Pläne zu schmieden und diese nicht umzusetzen. :-)

 

11. Darf ich noch nach ein paar privaten Infos fragen? (Name, Alter, ungefährer Wohnort, Familienstand)

Christian Bärnthaler, geboren 1986 in St. Andrä

aufgewachsen in Bad St. Leonhard im Lavanttal, ledig, ohne Kinder und frei wie ein Vogel

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